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Vereinsausflug zum Königssee

„Meine Güte, wer hört denn am Sonntag früh um 05:30 Uhr schon so laut Musik im Radio“ waren meine ersten Gedanken. Nach einer kleinen Ewigkeit, fast fünf Minuten später, drang in mein schlaftrunkenes Gehirn die Erkenntnis durch, dass a) mein Radiowecker diesen Lärm verursacht und b) ich aufstehen muss, denn es ist Sonntag, der 20. Juli und ich fahre mit dem Aquarienverein beim Ausflug mit. Nach einem kurzen Irrlauf am Königsplatz wegen der richtigen Straßenbahn zum Plärrer, nahmen mich Gottlob drei Aquarianer, die auch schon unterwegs waren, unter ihre Fittiche und machten damit meiner planlosen Sucherei ein Ende.

Pünktlich kam unser Reisebus an und so konnte unser Ausflug beginnen. Der Reisebus kam von den Kraus-Reisen und es fuhr ihn eine sympathische Fahrerin. Ja und wo soll es denn nun eigentlich hingehen mit unseren 42 Aquarianern, Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten? Der Naturpark Berchtesgaden mit der Fisch-Erlebniswelt Königssee in Schönau und der Königssee waren unser heutiges Ziel.

Nach ca. vier Stunden mit anregenden Gesprächen nur unterbrochen von einer Rast mir einer Brotzeit, mit Würstchen, Semmeln, Brezen, Bier und Limo, gespendet von unserem Mitglied Günther Motzet, (an dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür), erreichten wir unser Ziel in Schönau.

 


Fisch-Erlebniswelt Königssee © H. Lay


Schauteich © H. Lay

Die Fisch Erlebniswelt Königssee und speziell die Fischzucht werden seit 1856 betrieben, erklärte uns unser Führer über die Zuchtanlage. Seit dieser Zeit besitzt die Anlage auch das Exklusivrecht, Wasser aus dem Königssee zu entnehmen. Durch unter-irdische Leitungen fließen so pro Sekunde ca. 300 Liter Wasser, das sind ungefähr 1 Million Liter in der Stunde. Das Wasser ist ganzjährlich kalt, sauerstoffreich und sehr arm an Nährstoffen. Seine kristallklare Trinkwasserqualität setzt sich im reinen Geschmack der Fische fort.

Dadurch bietet es ideale Bedingungen zur Zucht von Salmoniden wie Regenbogenforellen, Lachsforellen und Saiblingen. An so genannten Schauteichen erklärte uns der Fischzuchtwart den Besatz mit zum Beispiel Goldlachsforellen, Saiblingen und Forellen. Zu unserem Erstaunen befanden sich überall Störe in den Erlebnisbecken. Diese sind hauptsächlich zur Algenbeseitigung und zum Besichtigen darin, sagte man uns. Bei einem Preis von 50.000 € für 1 kg weißen Kaviars wäre eine Zucht von Stören fast zu überlegen, meinte der Fischwart.

 

 


Fischbesatz © R. Kunz


Goldlachsforelle © R. Kunz

Die Zuchtanlage selbst konnten wir wegen der Gefahr einer lnfektion für die Zuchtfische nicht betreten. Aber am Rand der Anlage bekamen wir den Ablauf erklärt. Der Laich und Samen werden aus den Fischkörpern massiert und verrührt. Die Laichaufzucht der äußerst sensiblen ersten Phase erfolgt im Bruthaus. Die Mitarbeiter müssen sich vor dem Betreten desinfizieren. Die Eier werden in ständig strömendem Wasser „aufgelegt“ und müssen täglich gepflegt werden.



Salvenius alpinus (Saiblinge) © H. Lay



Acipenser sturio (Stör) © R. Kunz



Zuchtanlage © H. Lay



Schauteiche © R. Kunz


Je nach Wassertemperatur dauert es zwischen zwei und vier Wochen bis die Larven schlüpfen. Es beginnt die Dottersackphase. Nach rund 15 Tagen haben die Larven den Dottersack aufgezehrt und ab jetzt beginnt die schwierige Phase des Anfütterns. Ein hochwertiges, pulverisiertes Futter wird stündlich in geringen Mengen auf die Wasseroberfläche gestreut. Nach geglückter
Umstellung, werden die Fische dann mehrmals täglich gefüttert und ständig, nach Größe sortiert. Ab ca. sechs Zentimeter Länge, werden sie in die Teiche umgesetzt. Vor dem Besetzen werden die Teiche sorgfältig gereinigt und gekalkt, da die Kiemen der Brütlinge empfindlich auf Schmutz und Trübstoffe reagieren. Die Zuchtanlage verwendet ein sehr hochwertiges Futter, das sich aus Fischmehl, Fischöl, Sojaproteinen und verschiedenen Molkereiprodukten zusammensetzt und mit Kleie gebunden wird. Außerdem werden noch Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt, alles aus rein natürlichen Rohstoffen, worauf großer Wert gelegt wird.



Besichtigung der Zuchtfreianlage © H. Lay



Wie der Vater, so der Sohne . . . © R. Kunz


Künstliche Farbstoffe wie mitunter in der kommerziellen Fischzucht üblich, wird in Schönau nicht verwendet. Durch die arbeitsintensive Zucht und Verarbeitung der Süßwasserfische, stammen der Großteil im Handel aus dem Osten oder dem Balkan und tiefgekühlte Forellen kommen aus Südafrika und Südamerika in unsere Supermärkte. Nachdem das Wasser des Königssees sehr kalt ist, hat die Anlage lange Produktionszeiten, aber dadurch bekommen die Fische ein sehr festes Fleisch von bester Qualität. Dem einzigartigen Geschmackserlebnis gingen wir anschließend gleich in der Fischerhütte auf den Grund.

Von meiner Seite und auch Anderer können wir es nur bestätigen. Für das Auge waren in der Gaststätte noch drei Aquarien mit Saiblingen, Bachforellen und Hecht vorhanden sowie zwei schöne Bodenaquarien. Nach einem Stamperl Königsseewasser ging es dann frisch gestärkt zum Bus und weiter zum Königssee.



Schönau am Königssee © R. Kunz



An den Bootsstegen © R. Kunz


Impressionen vom Königssee © R. Kunz


Elektroboot © H. Lay


Impressionen vom Königssee © R. Kunz


Wasserfall am Königssee © R. Kunz


Nach einem kurzen Marsch vom Parkplatz aus, mit Blick zum Jenner, 1874m hoch, standen wir am Königssee. Nachdem unser Herbert die Fahrkarten für alle löste, konnten wir unser Elektroboot besteigen und los ging die Fahrt. Während unserer Reise auf dem herrlichen, türkisfarbenen Wasser erklärte uns der Schiffsbegleiter den See und auch Sonstiges. Zum Ersten, der Name Königssee leitet sich nicht von einem König ab, wie jeder vermuten dürfte. Gleich am Beginn der Fahrt liegt die Insel Christlieger die die einzige Insel des Königssees ist. Zur rechten Hand in Fahrtrichtung liegt die Königssee Bobbahn. Der See selbst liegt 603,3m über Normal Null, hat eine Fläche von 5,218 km², eine Seelänge von 6,3 km und eine Seebreite von 1,05 km. Der See besitzt ein Volumen von 511785000 m³ Wasser in Trinkwasserqualität und einen Umfang von 19,96 km. Seine maximale Tiefe beträgt 190m, seine mittlere Tiefe 98,1m und er ist sehr kalt. Befahren wird der See schon seit 1909 von Elektrobooten. Zurzeit sind davon 18 Große im Einsatz.



Impressionen vom Königssee © R. Kunz



St. Bartholomä © R. Kunz



Die Insel Christlieger am Königssee © R. Kunz



Warten auf die Kollegen © H. Lay


Ungefähr auf halber Strecke bekamen wir dann das berühmte Echo demonstriert. Unser Schiffsbegleiter spielte mittels eines Flügelhorns vor, allerdings waren da auch mehrere falsche Töne dabei. Mir kam es jedenfalls so vor als kam das Echo richtiger zurück.

Nachdem der See ja auch unter Naturschutz steht, darf nur ein Berufsfischer darin fischen. Nur der Fischer und der Pächter von St. Bartholomä dürfen ein Boot mit Außenbordmotor (mit Benzin) benutzen. Und schon waren wir in St. Bartholomä angekommen. Nachdem das Schiff angelegt hatte, marschierten wir los und besichtigten zuerst die Kirche St. Bartholomä und anschließend den Biergarten. Es war doch ganz schön warm. Anschließend traten wir gestärkt die Rückreise mit dem Schiff an. Noch ein kurzer Spaziergang und schon waren wir am Parkplatz und beim Reisebus angekommen. Die Zeit drängte jetzt und nachdem alle wieder erschienen waren konnten wir beruhigt und müde unsere Rückfahrt nach Augsburg antreten. Unterbrochen von einer kurzen Rast kamen wir dann glücklich an.

Besonderheiten auf, an und bei der Reise: Für uns Mitglieder war die Busfahrt und der Eintritt in die Fischerlebniswelt frei und Günther Motzet, spendierte Getränke zur Brotzeit. Einen herzlichen Dank an ihn und die Vorstandschaft.

Der Schreiber dieser Zeilen wurde übrigens mitten auf dem Königssee zum zweiten Mal Opa, konnte aber erst auf der Rückfahrt mitten auf dem See die Nachricht per Handy empfangen.

Es war wieder einmal ein super Ausflugswetter, nur während der Hin- und Rückfahrt regnete es aber da saßen wir ja Gott sei Dank im Reisebus. Ich glaube langsam, der Herbert hat doch einen Vertrag für gutes Wetter mit dem „Petrus“ geschlossen. Das war’s nun von einem zufriedenen Ausflugteilnehmer.

 

Euer
Helmut Lay
 

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