zurück
Die Zucht des Glühlichtsalmer

Wie ihr sicher alle wisst, gibt es in unserem Verein ein paar Spezialisten in Bezug auf Nachzuchten von Salmlern und Barben. Ich selbst möchte mich nicht dazu zählen, aber ich habe mich mit einem unserer Kollegen Herrn Helmut Mößner unterhalten und dabei ein paar Kleinigkeiten erfahren die ganz nützlich sind. Außerdem hat mich das Thema Nachzucht von Salmlern sehr stark gefesselt. Das war für mich immer so eine „heilige Kuh“ und somit konnten das nur wirklich versierte Aquarianer erreichen. Zumindest war das damals meine Meinung. Ich will das gleich zum Anfang dementieren, denn jeder kann Salmler nachzüchten, wenn er bestimmte Dinge beachtet.

Vor ein paar Jahren, interessierte ich mich im Speziellen für die Nachzucht von Glühlichtsalmler (Hemigrammus erythrozonus) und ich möchte euch diesen schönen Fisch etwas näher bringen.

Der Fisch ist in Form und auch im Verhalten dem roten Neon sehr ähnlich. Er besitzt einen rot leuchtenden Streifen in der Körpermitte der über den Augen beginnt und bis zur Schwanzwurzel reicht. An der Rückenflosse ist ein roter Fleck und an der Afterflosse ebenso, allerdings nicht sehr stark ausgeprägt. Der Rest des Körpers ist silbrig grau. Am Kopf am Anfang des Streifens sitzt ein Glühender Punkt direkt über den Augen und der Streifen wirkt, als ob er glühen würde. Daher auch sein Name „Glühlichtsalmler“! Je nach Beckeneinrichtung und Größe hat dieser Fisch ein unterschiedliches Verhalten.
 

Bei kleineren Aquarien wird er eher scheu und versucht sich hinter Pflanzen und Dekorationsteilen zu verstecken. Bei größeren Aquarien so ab 1m Länge überrascht er allerdings durch freies schwimmen im Schwarm oder auch einzeln. Der Fisch ist ein Schwarmfisch und so richtig wohl fühlt er sich erst ab einer Gruppe von 12 Individuen.

Zur Zucht braucht man ein Weibchen und ein Männchen. Das Männchen ist wesentlich schlanker und auch ein bisschen kleiner als das Weibchen. Das Weibchen muss gut angefüttert werden, damit sich ein Laichansatz bildet, dieser ist gut am dicken Bauch zu erkennen! Am Besten mit abwechslungsreichem Futter wie verschiedene gefrostete Mückenlarven füttern. Ich persönlich hatte sieben Fische erworben und diese in einem 70 cm Becken angefüttert. Das Wasser war ganz normales Leitungswasser mit folgenden Werten:

PH = 7,4, KH = 4°, GH = 12° und einer Temperatur von 25- 26° C.

Zum Ablaichen verwende ich ein handelsübliches Glasbecken mit den Maßen 30 x 20 x 20 cm (L x T x H). Das Ablaichbecken muss allerdings noch etwas modifiziert werden. Wir brauchen einen Laichrost und es muss eine Ablaichwolle verwendet werden.

Am besten kauft man kochfeste Wolle vorzugsweise in grüner Farbe (ein Knäuel reicht aus) und schneide mehrere Fäden mit der gleichen Länge ab.

Bei meinem Zuchtbecken mit 20 cm Höhe reichen Fäden mit ca. 35 cm Länge aus! Diese Fäden werden mittig um einen Stab gelegt und am Scheitelpunkt unter dem Stab zusammen gebunden! Damit ergibt sich ein Büschel der im Wasser nach unten breiter wird. In diesem Büschel laichen die Fische dann ab. Für den Fisch ist das eine feinblättrige Pflanze.

Den Ablaichrost habe ich folgendermaßen gebaut. Aus einer Plexiglasscheibe mit 4 mm Stärke habe ich mir Streifen mit etwa 3 cm Breite abgeschnitten und zwar in einer Länge, dass ich damit hochkant ein Quadrat in das Becken legen konnte und die Fläche ziemlich ausgenützt wurde. Ein Abstand von ca. 2-3 mm zur Glasscheibe des Aquariums ist kein Problem und verhindert, dass sich der Rahmen im Becken verkeilt! Ich habe ganz bewusst kein Glas verwendet, wegen der Verletzungsgefahr!

Geklebt habe ich den Rahmen mit schwarzem Aquariensilikon. Auf den Rahmen habe ich mit Silikon ein Kunststoffgitter geklebt. Wichtig ist, dass die Gittermaschen so ungefähr 4 mm Groß sind. Damit können die Eier durchfallen aber die Altfische diese nicht fressen, da sie nicht durchschwimmen können!

 

Am besten verwendet man eine Mischung aus Regenwasser und Leitungswasser zu je 50%. Mit einem Leitwert Messgerät sollte eine Leitfähigkeit von annähernden 100 Mikro-Siemens erreicht werden. Diese Mischung (etwa 100 Liter) wird nun über 1l Torf oder Torfgranulat ungefähr 5-6

Tage lang mit einem Außenfilter gefiltert. Dieser Vorgang ist nötig, um den PH Wert auf ca. 6-6,8 abzusenken. Der PH Wert ist immer wieder zu prüfen, bis das gewünschte Resultat eintritt.

Das aufbereitete Wasser wird in das Ablaichbecken gegeben, dann den Ablaichrost einführen und zum Schluss noch die Laichwolle mit einem Stab quer zum Becken zwischen der Front- und Rückscheibe einklemmen! Ich habe mir für das Becken eine Abdeckung selbst gebaut, damit ich auch ein bisschen Licht nach Bedarf zuschalten kann. Aber man kann genauso gut eine handelsübliche Lampe mit Klipps verwenden und das Becken nur mit Glasscheiben abdecken.

Die bereits angefutterten Fische können nun in das Ablaichbecken überführt werden. Dabei wunderte ich mich über die Aussage; „einfach reinschmeißen, fertig“! Ich hätte wieder eine aufwändige Anpassung an das weiche Wasser durchgeführt, aber scheinbar verkraften die Fische das ohne erkennbare Probleme!
 

  
Rechts sieht man wie der Bauch schön orange leuchtet - es gab vorher Artemia Nauplien!

 

Während des Ablaichens, das innerhalb von 3 Tagen erfolgt sein sollte, stören wir die Fische nicht und diese werden auch nicht gefüttert. Ich sehe lediglich mit Hilfe einer Taschenlampe nach, ob ich schon Eier erkennen kann! Sollten die beiden Fische nicht ablaichen wollen, so kann man versuchen ein anderes Männchen einzusetzen oder ein Zweites mit dazu nehmen. Alternativ kann auch versucht werden ein anderes Weibchen einzusetzen. 

Nachdem man Eier gefunden hat wird noch ein Mittel gegen Laichverpilzung eingesetzt. Ich verwendete Tripaflamin, aber es können auch andere zur Verwendung kommen. Eine Filterung kommt noch nicht zum Einsatz!

Das Becken wird jetzt mit zugeschnittenen und zusammengeklebten Kartonagen 6 Tage lang völlig abgedunkelt.

Ich sehe bereits nach 5 Tagen mit einer Taschenlampe nach, ob nicht schon Jungfische zu sehen sind. Allerdings sind diese wirklich ziemlich klein und teilweise sieht man nur die Bewegung (ein vorbeihuschen) aber nicht den Fisch selbst! Es wird nach der Verdunkelungsphase sofort mit frisch geschlüpften „Artemia Nauplien“ angefüttert!

Aber bitte nicht zuviel füttern. In der ersten Woche wird mit einer Luftpumpe das Becken nur durchlüftet und nach dieser Woche kann ein bereits eingelaufener also aktiver Filter in Form eines Lufthebers eingesetzt werden!

 

  
Männchen unten!                                       Ausgewachsenes Weibchen mit Laichansatz!

 

Regelmäßiges Absaugen von Futterresten ist obligatorisch, man kann zur Unterstützung zusätzlich Posthornschnecken einsetzen. Diese fressen das überflüssige Futter weg und verhindern dadurch ein Zersetzen des Futters und damit eine Verschlechterung des Wassers.

Ich persönlich gebe ab diesem Zeitpunkt auch einige kleine Pflanzen wie Anubia, Javamoos oder Hornkraut in das Becken, da ich kein Freund von sterilen Aquarien bin! Außerdem sollen die Jungfische auch die Möglichkeit des Versteckens bekommen.

Regelmäßiger Teilwasserwechsel (alle 3 Tage einen Liter) kann nach ca. 3 Wochen das erste Mal erfolgen.

Damit die Fische auch richtig groß werden, sollten sie so ab der 7. Woche in ein größeres Becken überführt werden. Ab diesem Zeitraum kann man bereits versuchen, alternatives Futter zu geben!

Damit hat man die größte Hürde bereits genommen und kann sich an den Kleinen erfreuen! Übrigens beim Ablaichen der Glühlichtsalmler werden so an die 100 Eier abgeworfen!

So nun viel Spaß beim Nachzüchten!

 

Euer
Rainer Kunz

zurück