zurück
Blaue Schönheiten

Eines Tages im März 2005 auf der Rückfahrt von Friedrichshafen nach Augsburg, als wir die Messe „Aqua-Fisch“ besuchten, waren wir wieder überwältigt von der Vielfalt der verschiedensten Fische und den anderen im Wasser lebenden Tieren.

Da ich zu dieser Zeit ein 300 Liter Aquarium fast ohne Besatz von Fischen laufen hatte, überlegte ich die ganze Zeit was ich denn als nächstes züchten könnte. Mein Freund Martin und ich diskutierten hin und her und Martin hatte eine hervorragende Idee. Er erzählte mir, dass ihm unser Zoohändler Helmut Mayer ein Zuchtpaar blaue Floridakrebse (Procambarus alleni) angeboten hat und es doch mal ein Versuch wert wäre diese zu züchten. Martin musste mich nicht lange überreden und wir beschlossen, sobald als möglich dem Zoo Mayer einen Besuch abzustatten.

Ungefähr eine Woche später war es dann so weit und wir trafen uns beim „Mayer“. Wir malten uns bereits aus was zu tun wäre, wenn wir einen Schwarm Jungkrebse in unserem Aquarium hätten.

Die Entscheidung war nun gefallen und Helmut Mayer erklärte uns noch so einiges über diese Krebse und zeigte uns anhand des Krebspaares die Geschlechtsunterschiede. Sodann wanderten sie in unsere Tüte. Wir fuhren nach Hause und setzten die beiden dann sofort in mein 300 Liter Becken das noch mit folgenden Fischen besetzt war:

  • 7 Kupfersalmler
  • 5 Coridoras
  • 2 Ancistrus

Die Einrichtung bestand aus einem feinkörnigen Kies, Steinaufbauten, Tonröhren sowie Pflanzen (zu 90% waren es Anubias).

Nun ging es darum herauszufinden welche Art Futter diese Krebse bevorzugen. Ich fütterte sehr abwechslungsreich normales Flockenfutter, Artemia Flocken, gefriergetrocknete Artemia, Diskusgranulat, Spirulina Tabletten in kleineren Stücken sowie verschiedenstes Frostfutter. Eine besondere Vorliebe für ein spezielles Futter konnte ich nicht feststellen, da alle Futterarten gleichmäßig gerne genommen wurden.

In den nächsten drei Wochen erfreute ich mich an der Agilität der beiden Krebse. Die beiden neuen Aquarienbewohner wurden von meiner Familie und verschiedenen Besucher sehr bewunderten. Am 03. April habe ich nach mehreren kleinen Wasserwechseln einen großen Wasserwechsel durchgeführt. Danach beobachtete ich, dass der weibliche Krebs nicht mehr so aktiv war und ständig nach irgendwelchen Verstecken suchte und seine Schwanztaschen, die sich auf der Unterseite befinden, putzte.

Am 08. April machte ich dann eine schreckliche Entdeckung. Das Weibchen lag in der rechten hinteren Ecke meines Aquariums in einer Bodenmulde seitlich, fast auf den Rücken gekehrt, regungslos da. Nach kurzer Beobachtung entschloss ich mich mit einem dünnen Holzstab zu prüfen ob noch ein Lebenszeichen in meinem Krebs steckte. Kurz bevor ich mit dem Stab ins Aquarium langen wollte, sonderte das Tier plötzlich in zeitlich gleichmäßigen Abständen kleine dunkelbraune ganz kurze Würstchen ( dies sah aus wie bröckliger Kot ) ab, die in die Schwanztaschen kullerten. Jetzt wusste ich gar nicht mehr weiter. Ich beobachtete diese Situation eine Zeit lang und dann wurde mir bewusst, dass dies nur ein Laichvorgang sein konnte. Ich war fasziniert, dass ich den richtigen Zeitpunkt gefunden hatte, um mitzuverfolgen, wie so ein Krebs ablaicht und sich dann in eine Höhle zurückzieht.


Procambarus alleni (Blauer Floridakrebs) © G. Motzet

Ein großes Bündel dieser Eier hing nun traubenförmig an den Schwanztaschen. Der Krebs rollte seinen Schwanz immer unter den Bauch, damit er seine Eier beschützen konnte. In den nächsten 4 - 8 Tagen war das Weibchen sehr aggressiv und es durfte sich nichts in ihrer Nähe befinden, da sie sofort nach allem mit ihren Scheren schnappte. Nach dieser aggressiven Zeit zog sie sich für ca. 2 Wochen in eine Höhle unter einem Stein und einer Wurzel zurück und ich konnte sie nicht mehr beobachten, da der Höhleneingang zur hinteren Seite des Aquariums zeigte. In dieser Zeit habe ich Futtertabletten mit einer Pinzette in den Höhleneingang gelegt, da ich nicht wusste ob ein Krebs so lange Zeit ohne Nahrung auskommen kann.


Hinterteil des Krebses mit Eiern © G. Motzet

Am 04. Mai kam dann mein Krebs wieder aus seinem Versteck und trug leider keine Eier mehr unter seinem Schwanz. Das stimmte mich sehr traurig, da ich voller Hoffnung ein paar Jungkrebse erwartet hatte.

Nach längerem Absuchen des Aquariumsbodens entdeckte ich dann doch ca. 7 - 10 Jungtiere und die Freude in mir stieg wieder an. An diesem Tag war ich sehr zufrieden und überlegte wie ich diese ca. 3 - 4 mm großen Tiere schützen und aufziehen könnte. In den nächsten Tagen stellte ich überrascht fest, dass die Anzahl der Jungtiere auf ca. 60 - 70 angestiegen ist, die überwiegend zu den Fütterungszeiten sichtbar waren. Die Kleinen stellten keinen großen Anspruch an das Futter, hauptsächlich es war klein und in ausreichender Menge vorhanden. Die Tiere wuchsen sehr schnell heran und waren nach ungefähr 15 - 17 Tagen schon ca. 3 cm groß. Ich versenkte mehrere kleine Ziegelsteine im Aquarium, damit jeder der kleinen Krebse eine eigene Eigentumswohnung beziehen konnte.

Kurz darauf verstarb aus unerklärlichen Gründen das Krebsweibchen und das Männchen zog sich in die Bruthöhle zurück.

Die Jungen entwickelten sich prächtig und haben sich immer öfter gehäutet. Ich stellte jedoch fest, dass die Aggressivität unter den Jungtieren immer mehr zunahm. Direkt nach der Häutung fielen manche dieser Krebse den anderen zum Opfer. Letztendlich konnte ich doch noch ca. 30 dieser Jungtiere bis zu einer Größe von ca. 5 - 7 cm heranziehen und an andere Interessenten zur Weiterzucht abgeben.

Es gäbe bestimmt noch sehr viele Einzelheiten und Erlebnisse über meine Krebse zu berichten, jedoch hoffe ich einigen Lesern meines Berichtet den Mund etwas wässrig gemacht zu haben um auch einfach mal etwas Neues auszuprobieren.

 

Viel Spaß und Geduld wünscht euch
euer Aquarienfreund Günter Motzet

zurück