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Workshop März 2001 "Ernährung der Zierfische"

Am 3.3.2001 wurde in der ASV-Halle in Dachau ein Workshop über die richtige Ernährung unserer Zierfische abgehalten. Teilnehmer unseres Vereins waren Willi Gratzer, Rainer Kunz, Michael Bernhard und Herbert Glogger. Nachdem wir uns am Treffpunkt „Bürgerhaus Pfersee“ einfanden, fuhren wir mit dem PKW gegen 8:45 Uhr nach Dachau ab. Veranstaltungs-Beginn war um 10:00 Uhr. Die Fahrt verlief problemlos. Gegen 10:30 Uhr begrüßte Bezirksvorsitzender Josef Lochner die angereisten Gäste und besonders den Referenten des Tages, Herrn Prof. Dr. Sc. Nat. Heinz Brehmer, aus Schwerin. Professor Brehmer ist ein absoluter Spezialist im Bereich der Futterkunde für Zierfische. Er hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben: Aquarienfische gesund ernähren. Es ist über den Eugen Ulmer Verlag und im Fachhandel unter der ISBN-Nr.3-8001-7366-2 zu beziehen. Kostenpunkt 49,8o DM.

Der Vortrag gliederte sich in 2 Themenbereiche:
 

1.      Grundlagen der Fischernährung

2.      Futter für Aquarienfische.

 

Zu Punkt 1 "Grundlagen der Fischernährung":

Als Leitsatz sollte man sich folgendes immer vor Augen halten, führte Hr. Brehmer aus:
Die Fütterung ist mehr als Ernährung der Fische, es ist Fütterung des ganzen Aquariums. Außer den Fischen halten sich in unseren Becken noch ca. 50-80 Arten von Organismen auf. Das diese Organismen zu Leben genauso Sauerstoff verbrauchen wie die Fische, dürfte jedem von uns klar sein. Wenn nun also durch übermäßiges und falsches Futter diese Organismen überhandnehmen, entziehen sie dem Wasser sehr viel Sauerstoff und damit auch den Fischen. Bedenkt man nun, das Wasser ca. 800x schwerer als Luft ist, wird auch klar, das der Gasaustausch im Wasser wesentlich schwieriger ist, als an der Luft. Somit richtet sich der maximale Fischbesatz eigentlich nicht nach Literzahl pro Fisch oder pro cm Fischlänge, sondern nach der Menge der Mikroorganismen in unseren Becken.

Am Eingang der zur ASV-Halle in Dachau

Von links nach rechts:
H. Glogger, M. Bernhard, Rainer Kunz

Während des Vortrages

Von links nach rechts:
M. Bernhard, H. Glogger, Rainer Kunz, W. Gratzer

Es gibt 2 Arten der Fütterung, die physiologische und die ökologische. Zur physiologischen Fütterung ist wichtig: Die Auswahl des geeigneten Futters, das heißt, es muss eine Hohe Akzeptanz des Futters vorhanden sein, es muss gierig aufgenommen werden. Dadurch bleibt für die Mikroorganismen weniger übrig. Bei großer Futterakzeptanz wird die Verdauung angeregt und gefördert. Es kann durchaus sein, dass ein 1A Futter weniger akzeptiert wird, als anderes Futter. Dann ist auch der Ernährungswert gering. Die Baustoffe der Ernährung sind wie bei uns Menschen Eiweiß, Kohlehydrate, Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Zuviel Eiweiß schadet z.B. nicht dem Fisch, wenn es nicht verbraucht wird, aber dem Wasser, wenn es ausgeschieden wird. (Nitrit/Nitrat) Zu den Kohlehydraten sei gesagt: Sie bestehen hauptsächlich aus Zucker und Zellulose. Diese Zuckeranteile sind bei fleischlichem Futter gering. Bei pflanzlicher Kost höher. Besonders bei Kunstfutter aber sind die Mehl- und Stärke / Zucker-Anteile sehr hoch. Da die Fische sehr wenige Langerhansche Inseln besitzen, die bei allen Lebewesen das lebensnotwendige Insulin für die Stoffwechselvorgänge liefern, sind unsere Fische sehr Diabetes (Zuckerkrankheit) gefährdet. Deshalb Kunstfutter sehr dosiert füttern. Die Fette sind die Energiereserven für die Fische. Die gesättigten und vor allem die ungesättigten Fettsäuren liefern die Wirkstoffe für die Hormonbildung und für die Vitamine. Trockenfutter, das hohe Fettanteile beinhaltet, sollte nicht auf Vorrat gelagert werden. Das Fett altert, verdirbt und führt zu Vergiftungen. Viele Darmbakterien, die alle Lebewesen zu Verdauung brauchen, werden bei den Fischen bei falscher Ernährung zu Schädlingen, die die Gesundheit der Fische enorm gefährden. Am besten ist eine ballaststoffreiche Ernährung, die hohe Zellulose (pflanzlich) und Chitinanteile (in der Hülle der Wasserflöhe, Insekten, Raupen, Spinnen und Käfern usw.) besitzt. Unverdaulich für Fische ist das Collagen, das in Sehnen, Muskeln, Knorpeln und Bindegewebe von Säugetieren vorhanden ist. Es verstopft die Därme und den Verdauungstrakt der Fische. Die Folge Darmverstopfung und zum Beispiel beim Diskus Schwarzverfärbung. Zur Ökologischen Fütterung gehört die Begrenzung der Keimzahlen im Wasser. Diese entstehen bei hohem Anteil an Fäulnisbakterien. Auslöser kann schlechtes, leicht wasserlösliches Futter sein. Auch wenn das Futter oder die Futtertabletten leicht zerfallen, fördert das die Fäulnisbildung, denn diese feinsten Futterteilchen werden sehr schlecht von den Fischen verwertet. Die durch Fäulnis entstehenden hohen Nitrit- , Nitrat- und Phosphatwerte zerstören bei massenhaftem Auftreten die Abwehrmechanismen der Tiere. Hohe Keimzahlen (Fäulnisbakterien) haben wie zu hohe Mikroorganismusanteile großen Sauerstoffverbrauch zur Folge. Luft kann 20 – 40 mal mehr Sauerstoff binden als Wasser. Allein die Muskelbewegungen beim Atmen führen beim Fisch zu 50% igem Energieverbrauch.

Zu Punkt 2 "Futter für Aquarienfische":

Das Futter sollte den Fischen regelmäßig, zur selben Zeit, ein- höchstens zweimal am Tag gegeben werden und nur so viel, dass es innerhalb weniger Minuten vertilgt ist. Der Fisch sollte nach Darstellung von Prof. Brehmer, immer leicht hungern.

Nun eine Aufstellung der Eignung verschiedener Futtermittel. Grundsätzlich ist Naturfutter wertvoller als Zuchtfutter. Im Einzelnen:

 

Wasserflöhe (Daphnien)

Bosmiden, Cyclops

Enchiträen, Grindal

Tubifex

Mückenlarven (schwarz, rot, weiß)

Drosophilia (Obstfliege)
  • gut wegen hohem Chitinanteil
     
  • prima hoher Chitin- und Karotinanteil
     
  • wertvoll wenn sie nicht einseitig ernährt werden.
    (Da sie sehr fettreich sind, nur sparsam damit füttern!)
  • sehr gut, wenn sie 8 – 14 Tage gewässert wurden
    (Schadstoffe sind dann ausgeschieden)
  • das Allerbeste wenn aus unbelasteten Gewässern
     
  • auch sehr gut
Artemia Nauplien hätten laut Professor Brehmer wesentlich mehr Nährwert, wenn sie schon selbst gefüttert worden wären. Dadurch würden die Verdauungsbakterien der Nauplien auch von den Fische aufgenommen.
Prof. Dr. Sc. Nat. Heinz Brehmer, aus Schwerin - hier im Vordergrund

Leider ist kurz nach diesem Workshop im Frühjahr 2002 Herr Brehmer plötzlich verstorben. Wir, die am Workshop teilnahmen können uns glücklich schätzen, einen so engagierten und fachlich versierten Menschen kennen gelernt zu haben.

Am Optimalsten ist das Wiesenplankton mit all seinem Artenreichtum an Fliegen, Raupen, Käfern, Spinnen usw. geeignet. Dieses Wiesenplankton enthält in bester Qualität alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralien und Enzyme, die die Fische zum Leben benötigen.

Frostfutter ist prima, wenn die Futtertiere lebend gefrostet werden. Sind die zu frostenden Futtertiere bereits abgetötet, verlieren sie sehr viel an Nährwert. Gefriergetrocknete Futtertiere sind akzeptabel. Man soll allerdings nicht viel davon füttern. Sie entziehen dem Fisch viel Wasser aus dem Körper und quellen sehr stark auf, außerdem beinhalten sie viele kleinste Lufteinschlüsse, die dann freigesetzt werden und so auch zu starkem Druck im Verdauungstrakt führen können. Rinderherz und andere Säugetieranteile (z.B. Leber) sind ungeeignet, weil wie schon früher angeführt, das Collagen unverdaulich ist (Darmverschluss). Kunstfutter (Trockenfutter) sollte nach Möglichkeit wirklich nur als Ergänzungsfutter und nicht als Hauptfutter verwendet werden. Gegen Trockenfutter aus rein pflanzlichen Anteilen ist weniger einzuwenden. Obwohl auch hier Naturfutter wie z. B. Spinat, Salat, Erbsen etc. besser ist.

Dies waren in etwa die Ausführungen von Herrn Prof. Brehmer. Nach einer Diskussionsrunde als Abschluss des Workshops, der wirklich hoch interessant war, fuhren wir gegen 16:30 zurück nach Augsburg. Ich hoffe, dass auch für Euch Mitglieder etwas Wissenswertes mit dabei war.

Euer Vorstand

Herbert Glogger

 

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